Big Exchange

Archäologische Funde bestehen aus Rohmaterialien. Sind Fundorte und Rohmaterialquellen bekannt, können Verbreitungsmuster mithilfe von Methoden der Netzwerkerzeugung und Graphanalyse untersucht werden. Ziel ist die Identifikation relevanter Strukturmerkmale.

Das Projekt baut auf ersten Ergebnissen einer internationalen wissenschaftlichen Expertengruppe auf. Dadurch steht eine einzigartige Datensammlung zur Verfügung, die individuelle archäologische Funde sowie die zugehörigen Quellen ihrer Rohmaterialien umfasst (also etwa den Fund einer Steinbeilklinge und die Abbaustelle des Steines). Untersucht werden Millionen von Fundgegenstände aus Afrika, Asien und Europa aus dem Zeitraum 8000 vor Chr. bis 1 nach Chr. Die Zusammenführung von Datensammlungen unterschiedlichster Rohmaterialien – etwa von Muschelschalen, Feuersteinvarietäten, Metallen  –  verspricht qualitativ neue Einsichten in die Entwicklung von Austauschprozessen und diesen zugrunde liegende soziale Gegebenheiten.

Die Konfiguration der archäologischen Funde läßt sich formal mit einem Netzwerk beschreiben, das den Austausch als Flussweg der zugrundeliegenden Materialien darstellt. Formal besteht ein solcher Graph aus einer Menge von Knoten, deren Interaktionen mittels Kanten zwischen den Knoten abgebildet werden. Die Verbundenheit verschiedener, heterogener Entitäten in diesem Graphen beleuchtet hier die Art der Weitergabe der Rohmaterialien.

Neben den schon lange untersuchten geographischen Distanzen (und deren Kosten) zwischen Fundstellen und Rohmaterialquellen sollen insbesondere unterschiedliche Szenarien sozialer und wirtschaftlicher Variablen analytisch geprüft und gegebenenfalls erklärend genutzt werden. Es lassen sich schon jetzt Austauschnetzwerke unterschiedlicher Skalierbarkeit beobachten, die lokale oder großflächige Ausbreitungen modellieren. Unser Forschungsteam untersucht Modelle, die den Rohstofffluss beschreiben, um somit heterogene Informationsnetzwerke generieren zu können, welche u. a. Aufschluss über die Disseminierung von Rohstoffen liefern können. Ziel ist es, die Evolution dieser Netzwerke sowohl konkret, am archäologischen Beispiel, als auch generell, dann bezogen auf evolutive Regeln der Netzwerkentwicklung, zu beschreiben.

Teammitglieder

Prof. Dr. Matthias Renz

PI Informatik

PD Dr. Tim Kerig

PI Archäologie

Christian Frey

Informatik

Dr. Johanna Hilpert

Archäologie

Publikationen